Der Anspruch auf Ganztagsbetreuung rückt näher – Kreis Groß-Gerau investiert kräftig / Zweifel, ob genug Lehrkräfte bereitstehen

Um dem kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in den Grundschulen nachzukommen, schafft der Kreis Groß-Gerau schon jetzt wichtige Voraussetzungen. Aber auch das Land Hessen ist in der Pflicht, besonders mit Blick auf den Personalbedarf – und da sieht es aktuell schlecht aus.

Ab Mitte 2026 haben die hessischen Erstklässler einen Anspruch auf ein Ganztagsangebot, in den folgenden drei Jahren wird dies bis zu den Viertklässlern ausgeweitet. Die SPD begrüßt die Pläne, vermisst aber die nötigen Schritte des Landes, um sie Realität werden zu lassen. Der Kreis selbst als Schulträger ist vor allem für die räumlichen Voraussetzungen verantwortlich und hat die nötigen Investitionen bereits eingeleitet.

„Der Kreis Groß-Gerau nimmt seine Verantwortung sehr ernst“, lobt Kerstin Geis, Fraktionsvorsitzende der SPD im Kreistag und Bildungspolitikerin im Landtag. „Tatsächlich wurde die Bedeutung des Themas hier schon vor den Landesbeschlüssen erkannt, so dass wir in Hessen eine Führungsrolle einnehmen.“ Bereits Ende 2019 hat der Kreistag eine Schulbauinitiative von 360 Millionen Euro beschlossen. Damit werden auch Kapazitäten für den Ganztagsbetrieb geschaffen, etwa in Form der nötigen Mensen für das Mittagessen.

„Lehrkräfte fallen nicht vom Himmel“

Geis betont die Bedeutung für die Menschen im Kreis: „Wir erreichen damit eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und Kinder aus sozial schwächeren Milieus profitieren besonders vom Ganztag, weil die Schulen sie stärker in ihrer Entwicklung unterstützen können.“ Dass dafür Geld in die Hand genommen wird, gefalle nicht jedem. „Aber das muss uns gute Bildung für unsere Kinder wert sein. Daran zu sparen wäre der falsche Weg.“

Aber Ausbau und Sanierung von Gebäuden sind nicht alles – in den Räumen muss dann auch ein gutes Angebot sichergestellt sein. Hier wäre das Land Hessen in der Pflicht, aber bei dem vermisst Geis die nötigen Aktivitäten: „Lehrkräfte fallen nicht vom Himmel und fehlen an den Grundschule schon heute“, stellt die Bildungspolitikerin fest. „Es wurde jahrelang versäumt, den Beruf samt Vergütung attraktiver zu gestalten.“

Nach einer Studie sind zwischen 2.400 und 3.600 Vollzeitstellen in Hessen zusätzlich nötig. „Das ist eine enorme Zahl“, sagt Geis, „und die normale Fluktuation in der Lehrerschaft ist da noch nicht eingerechnet.“ Bisher sage das Land Hessen nicht, wie es das abdecken will, kritisiert die Abgeordnete: „Wir brauchen nun zügige und konkrete Ausbaupläne, damit der wachsende Bedarf an Lehrern abgedeckt werden kann. Die Landesregierung muss endlich aktiv werden, damit nicht am Ende wieder Schulen und Familien im Regen stehen.“