Pläne für den Schulstart reichen nicht aus – Bildungspolitikerin rügt Mängel im Konzept des Kultusministers

Der Hessische Kultusminister Lorz hat die Maßnahmen vorgestellt, mit denen er einen sicheren Schulbetrieb nach den Ferien erreichen will. Die Sozialdemokraten begrüßen einerseits die Ankündigung, nachdem sie lange vergeblich Planungssicherheit für die Schule angemahnt hatten. Andererseits weisen Bildungspolitiker wie die SPD-Landtagsabgeordnete Kerstin Geis auf erhebliche Lücken im Konzept des Ministeriums hin.

Vor allem bei den Tests für Schülerinnen und Schüler springen die Pläne zu kurz. „Es ist noch nicht abzusehen, wie sich die Delta-Variante auf die Inzidenz auswirken wird“, erklärt Geis. „Da sie besonders infektiös und in vielen Urlaubsländern verbreitet ist, braucht es besondere Vorsicht in den ersten beiden Schulwochen.“ Tägliches Testen sei daher gefordert – und nicht nur an drei Tagen pro Woche, wie es der Minister plant.

Lolli-Tests gegen unnötige Quarantäne

Auch unterstützt die Politikerin den Vorstoß der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), statt der bisherigen Antigen-Tests künftig PCR-Tests („Lolli-Tests“) zu verwenden: „Diese sind wesentlich zuverlässiger und können vermeiden, dass ganze Klassen unnötig in Quarantäne geschickt werden.“ Nachdem junge Leute und Familien besonders unter den Einschränkungen der Pandemie gelitten haben, müssten ihre Interessen jetzt besser berücksichtigt werden.

Kein Verständnis hat sie für Bürokratie, die den Schulen das Leben schwer macht. So stehe das mehrfach angekündigte Videokonferenzsystem weiter nicht zur Verfügung. „Es war doch lange bekannt, dass Systeme wie Teams nicht den Datenschutzregeln entsprechen“, kritisiert Geis. „Dennoch hat sich der Minister Zeit gelassen, so dass noch immer kein Land in Sicht ist.“ Die SPD-Fraktion hat schon vor Monaten gefordert, die Nutzung der gewohnten Systeme weiter zu ermöglichen. „Datenschutz ist wichtig, aber man sollte auch die Verhältnismäßigkeit wahren“, so die Politikerin. „Wir müssen doch nicht so tun, als wollten fremde Mächte die Mathe-Hausaufgaben unserer Kinder ausspähen.“

„Ein Jahr kann man nicht in zwei Wochen ausgleichen“

Schwach findet sie die Pläne, wie Schülerinnen und Schüler beim Aufholen des Unterrichtsstoffs unterstützt werden sollen. „Wir sehen es genauso wie die GEW: Feriencamps reichen nicht. Ein Jahr ohne richtigen Unterricht kann man nicht in zwei Wochen ausgleichen.“ Es müsse daher über die Ferien hinaus Unterstützung geben. Nicht hilfreich seien dabei die geplanten  Zusammenlegungen von Klassen an 29 hessischen Grundschulen. Wie Schulen und Lehrkräfte lehnt  sie dies ab: „Das reißt Schulfreunde und Lerngemeinschaften auseinander, die sich während der Pandemie gebildet oder gefestigt haben. Auch die Bindung an die vertraute Lehrkraft ist in diesem Alter ein wichtiger Anker gerade in unsicheren Zeiten.“

Insgesamt sei es gut, dass das Ministerium endlich aktiv werde, schließt Geis: „Bisher waren die Leistungen ungenügend, jetzt sind sie nur noch mangelhaft. Aber für einen guten Start ins neue Schuljahre reicht das noch nicht.“