Im Rahmen der bildungspolitischen Debatte organisierte die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Veranstaltung am 09.04. in der IGS Kelsterbach, um über Probleme in der hessischen Bildungspolitik zu diskutieren. Zu den geladenen Gästen gehörten Kerstin Geis, Landtagsabgeordnete der hessischen SPD-Fraktion, Barbara Jühe, Schulleiterin der IGS Kelsterbach und „Vertreterin der Praxis“, der Kelsterbacher Bürgermeister Manfred Ockel und Landrat Thomas Will. Basis der Veranstaltung war der Antrag der in 2014 gegründeten Enquete-Kommission Bildung. Auftrag der Politik sei es, für Chancengleichheit im Bildungswesen zu sorgen und politische Maßnahmen einzuleiten, die bildungspolitisch benachteiligte Kinder förderten.
Kerstin Geis ging in ihrer Rede näher auf die verschiedenen Aufträge und Inhalte der Enquete-Kommission ein, wie beispielsweise die Untersuchung hessischer Schulsysteme, Einfluss des demografischen Wandels auf die Bildung, Funktionsfähigkeit der Schulen im Hinblick auf Erfolg und Versagen und gesellschaftliche, sowie familiäre Bedingungen. Befunde sind unter anderem der Zusammenhang zwischen finanziellen Mitteln der Eltern und dem Bildungsweg der Kinder, sowie die Herkunft.
„Je besser Schüler die Sprache sprechen, desto höher ist ihr Bildungserfolg“, so Geis. Auch habe sich die Schule in ihren Aufgaben und Funktionen verändert. Einflüsse sind hierbei die Vollberufstätigkeit der Eltern, schwierige familiäre Verhältnisse und die erhöhte Mediennutzung. Geis betont, dass die Kooperation zwischen Eltern und Schule intensiviert werden müsse, da Eltern Experten für ihre Kinder seien. Auch politische Bildung sei essentiell in Schulen, so sei es von Bedeutung, diese nicht nur in Politik und Wirtschaft zu lehren, sondern ebenfalls in Fächern wie Deutsch, Religion oder Fremdsprachen.
Ein großes Thema des Abends war die Debatte über Ganztagsschulen. Die Gäste waren sich einig, dass diese vor allem – aber nicht nur – bei Schülern mit Förderungsbedarf gebraucht werden, um sich zu entwickeln und Defizite zu verbessern.
Zum Punkt Digitalisierung, welcher nicht nur beinhaltet, Klassenräume mit digitalen Geräten auszustatten, sondern Schülern auch den kritischen Umgang mit diesen zu lehren, setzte Schulleiterin Jühe ein klares Statement, dass die Auseinandersetzung zwischen Schülern und Lehrkräften und das Miteinander wichtiger seien, als reines digitales Lernen. Allerdings äußerte sich Landrat Will auch in der Hinsicht, dass es eine Differenz gebe zwischen dem aktuellen digitalen Fortschritt und den technischen Möglichkeiten vieler Schulen. Schulen solle geholfen werden, digital aufzurüsten.
Ein anderes Problem sei, dass Lehrkräfte zunehmend Funktionen erfüllen müssen, die über das eigentliche Aufgabenpensum hinausgehen, da es längst nicht mehr selbstverständlich ist, dass Schüler der 5. Klasse Dinge wie Fahrradfahren oder Schwimmen können. Auch äußerte sich Bürgermeister Manfred Ockel über Unzufriedenheit über die Finanzierung der Schulen auf Landesebene und sprach sich für Optimierungsbedarf aus.
Als Ergebnis des Abends war festzustellen, dass das hessische Bildungssystem mit einer Vielzahl von Probleme zu kämpfen hat. Anforderungen sind unter anderem Optimierung der Ganztagsschulen, ausgereifte und realistische Maßnahmen zur Digitalisierung oder faire Löhne, sowie gerechte Finanzierung der Schulen.
Auf eine Nachfrage aus dem Publikum, was mit den Befunden der Enquete-Kommission nun konkret geschehe, und wie die Politik den Problemen entgegensteuern könne, erwiderte Kerstin Geis, dass eben dies Aufgabe der SPD sei, sich für eine Neuerung und Umstrukturierung des hessischen Schulwesens einzusetzen.