Die Lehrergewerkschaft GEW hat mit den Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Groß-Gerau über die Arbeitsbedingungen an den Schulen reden wollen. Nicht alle nahmen sich dafür Zeit.
Die GEW hatte zuvor in zahlreichen Schreiben, Petitionen und Demonstrationen sowie mit einer eintägigen Arbeitsniederlegung von über 6000 verbeamteten Lehrerinnen und Lehrern im Juni ihre Kritik an den Arbeitsbedingungen in Hessens Schulen und die Besoldungspolitik der hessischen Landesregierung zum Ausdruck gebracht. Auf all diese Initiativen und Aktionen habe die von CDU und Grünen getragene Landesregierung allerdings bisher nicht reagiert, bilanziert die Gewerkschaft in einer Erklärung. Deshalb habe der Kreisverband Groß-Gerau sich Mitte September in einem Brief direkt an die Landtagsabgeordneten des Kreises gewandt und um ein Gespräch gebeten. Ziel sei es gewesen, unsere Argumente und die Besorgnis der betroffenen Beschäftigten im persönlichen Gespräch zu erläutern, schreibt der Kreisverband. Nun sei aber festzustellen, dass weder die CDU-Landtagsabgeordneten Sabine Bächle-Scholz und Günter Schork noch die grüne Abgeordnete Ursula Hammann auf den Gesprächswunsch geantwortet haben.
Hingegen habe sich die SPD-Landtagsabgeordnete Kerstin Geis als auch Herrmann Schaus von der Linken mit Vertretern des GEW-Kreisverbandes getroffen. Dabei habe Geis die grundsätzliche Übereinstimmung zwischen der hessischen GEW und der SPD-Landtagsfraktion mit Blick auf die geforderte Übertragung des Tarifergebnisses für Angestellte auf die beamteten Lehrer betont und einen entsprechenden Antrag ihrer Fraktion für die Beratungen des Haushaltsplanes 2016 angekündigt.
Darüber hinaus unterstütze sie die Forderung der GEW, die besonders belasteten Lehrkräfte an Grundschulen wie die Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen zu bezahlen also nach A 13. Dies sei auch deshalb notwendig, weil der Frauenanteil in den Grundschulkollegien am höchsten ist und die niedrigere Eingruppierung neben der mangelnden Wertschätzung der Arbeitsleistung allgemein auch für die schlechtere Bezahlung von Frauen in unserer Gesellschaft stehe, erklärte Geis nach Angaben der Lehrergewerkschaft.
Die Linke unterstützt nach Angaben des Landtagsabgeordneten Herrmann Schaus die Forderung der Lehrergewerkschaft nach Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamten des Landes. In einer Situation, in der die Schulen immer neue und immer mehr Belastungen zu tragen haben, sei es eine nicht zu rechtfertigende Geringschätzung der geleisteten Arbeit, wenn die hessischen Lehrer als einzige im Bundesgebiet von der regulären Gehaltserhöhung im Jahr 2015 ausgeschlossen werden und ihr Gehalt auf lange Sicht abgesenkt werden soll, erklärte er. Besonders empört zeigte sich Schaus über die mittlerweile eingeleiteten dienstrechtlichen Maßregelungen gegen die Teilnehmer an der Streikaktion im Mai, wie aus der Mitteilung der Gewerkschaft GEW hervorgeht.
Die FDP-Fraktion habe zwar keinen Gesprächstermin angeboten, dem GEW-Kreisverband jedoch schriftlich geantwortet. Darin heißt es nach Angaben der GEW, die FDP teile ausdrücklich die Kritik am Umgang der schwarz-grünen Koalition mit den hessischen Landesbeamten. In der Nichtübernahme des Tarifergebnisses sieht sie ein verfassungswidriges Sonderopfer für die Beamtinnen und Beamten des Landes Hessen, eine Schwächung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes und mangelnde Anerkennung und Respekt für den Einsatz der Landesbediensteten.
Quelle: Echo Online, 03.12.2015