Ein Lob von höherer Warte: Christoph Degen, Vorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung im Bezirk Hessen-Süd, hat dem Kreis Groß-Gerau ein gutes Zeugnis für die Schullandschaft ausgestellt. Ausschlaggebend waren die Schilderungen von Landrat Thomas Will (SPD) und eigene Erkenntnisse.
Degen war mit Parteifreunden im Hotel Adler, begleitet von der SPD-Landtagsabgeordneten Kerstin Geis, die ebenfalls dem AfB-Vorstand im SPD-Bezirk Hessen-Süd angehört. Geis, der Landrat und andere Sozialdemokraten informierten Degen über das Thema Bildung in den Kommunen am Beispiel des Kreises als Schulträger.
Erster Ansprechpartner war Landrat Will, der sich zwar wegen einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses des Kreistags um eine Stunde verspätete, dann aber ausführlich die Schulpolitik des Kreises schilderte. Er betonte, dass im Kreis Groß-Gerau in den vergangenen 20 Jahren 440 Millionen Euro in Schulbau und -sanierung investiert worden seien. Der Weg zu einem guten Schulstandort sei daher kein Sprint, sondern ein Marathon, erklärte er.
Will bekräftigte, dass beim Ausbau des Schul- und Bildungssystems pädagogische Fragestellungen immer eine besondere Rolle spielten. Als Beispiel nannte er bewegungsfreundliche Schulhöfe oder das Ende der Kreidezeit: Althergebrachte Tafeln verschwänden aus den Klassensälen und würden durch moderne Smartboards ersetzt.
Federführend sei der Kreis beim Thema Schulsozialarbeit, die flächendeckend ausgeweitet werde. Das gelinge mit dem Ausbau der letzten Grundschule, zum Beispiel in Nauheim, zu einer Ganztagseinrichtung bis zum Jahr 2020. In Sachen Inklusion, also beim gemeinsamen Unterricht für behinderte und nichtbehinderte Kinder, gelte der Kreis als Modellregion. Ab 2016/17 nehme der Kreis am Pakt für den Nachmittag an Grundschulen teil. Als großes Ziel für die nähere Zukunft gab der Landrat vor, dass es an allen Schulen im Kreis ein kostenfreies Mittagessen geben soll.
Der von der Landesregierung vorangetriebene Pakt für den Nachmittag wurde allerdings mit Skepsis hinterfragt. Kommunen mit höherem Steueraufkommen könnten die Betreuungszeit nach 15 Uhr bezahlen, steuerschwache Städte und Gemeinden hingegen müssten die Kosten auf die Eltern umlegen, fasste Geis die Kritik zusammen. Christoph Degen bekräftigte den Standpunkt der SPD-Landtagsfraktion, dass wir echte Ganztagsschulen wollen.
Schon vor Wills Eintreffen stellte Degen fest, dass Groß-Gerau in Wiesbaden als Vorzeigelandkreis gilt, zum Beispiel wegen des Projekts Schule gemeinsam gestalten. Außerdem sei in der Landeshauptstadt bekannt, dass der Schulträger mit der Inklusion in den Schulen weit fortgeschritten sei, sagte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Will habe das Thema früh und konsequent aufgegriffen, während bei der Landesregierung nicht deutlich werde, was eigentlich geplant sei: Da fehlt die Richtung, sagte er.
Angesprochen wurde der Sanierungsbedarf an der Königstädter Gerhart-Hauptmann-Schule beim Schulträger Rüsselsheim. Der Beschluss, die Schule zu schließen, habe zu erheblichen Verwerfungen geführt, betonte Kerstin Geis. Sie lobte die unglaubliche Mobilisierung in der Bevölkerung, die zum Bürgerentscheid geführt habe. Obwohl das erforderliche Quorum nicht erreicht worden sei, habe der Protest ein Umdenken bewirkt. Das bringt die Schulentwicklungspläne ins Rutschen, resümierte sie.
Während Geis die Vielzahl moderner Schulen im Kreis Groß-Gerau mit einem hohen Grad an Sozialarbeit herausstellte, verwies der Rüsselsheimer Martin Trautvetter als Vorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft im Kreis Groß-Gerau auf ein gut funktionierendes Bildungsmonitoring. Kein Schüler werde allein gelassen, Schulkarrieren würden beobachtet und verfolgt, erklärte er.
Quelle: Echo Online, 16.11.2016