Kerstin Geis und Thorsten Siehr vor Ort – Fachaustausch über die Rahmenbedingungen für Gewerbebetriebe in Ginsheim-Gustavsburg

„Insbesondere den Hinweis, dass die Einbindung von Flüchtlingen und anderen Menschen, die in Deutschland zeitweilig oder langfristig eine neue Heimat suchen, die Integration in das Arbeitsleben vor Ort zu langsam und zu kompliziert geht, nehme ich gerne mit“ sagte Kerstin Geis nach einem Gespräch mit dem Vorstand des Gewerbeverein Ginsheim-Gustavsburg. Bürgermeisterkandidat Thorsten Siehr, die stellvertretende Vorsitzende der SPD Ginsheim-Gustavsburg Susanne Redlin und die SPD-Landtagsabgeordnete Kerstin Geis trafen zu einem Gespräch mit Peter Nikoley, Rolf Gerbig und Herbert Frei zusammen. Herbert Frei, ortsansässiger Opel-Händler, war gerne Gastgeber dieses Treffens. Man war sich einig, dass Hessen ein Zuwanderungsland ist und Anerkennungsverfahren beschleunigt und formale Bedingungen wie Versicherungsschutz schneller geklärt, berufliche Praktika ermöglicht werden müssen. Unter den Menschen, die nach Deutschland kommen und kommen wollen, seien Fachleute und potentielle Fachleute, die dringend gebraucht werden. Der demographische Wandel trifft auch die Gewerbetreibenden, Jugendliche gehen immer später in das Berufsleben. Zur Fachkräftesicherung muss aber mehr als bisher ausgebildet werden.

Der Vorstand des Gewerbevereins wünscht sich bei der Ausbildung mehr Unterstützung, hörten Thorsten Siehr und Kerstin Geis von den Vertretern der Selbständigen aus Handel, Handwerk und Gewerbe in Ginsheim-Gustavsburg. Die Anforderungen an das berufliche Umfeld haben sich in der Vergangenheit stetig verändert, immer mehr Wissen in Spezialbereichen muss vermittelt werden. Somit steigen auch die Bedarfe in der beruflichen Bildung und im Weiterbildungsbereich. Gerade kleine Betriebe geraten hier schnell an ihre Grenzen, wenn sie nicht ausreichend unterstützt werden. Unterstützungsangebote, bspw. durch Hessencampus, sind vorhanden, müssen aber unbedingt ausgebaut werden. Aber auch das Thema schulische Vorbereitung auf den Beruf der Auszubildenden war Thema. Für die gestiegenen Ansprüche sind die erworbenen Schulkenntnisse oftmals eher unzureichend. „Der Hauptschulabschluss ist ganz offensichtlich in der Form, wie er in Hessen derzeit erworben wird, ungeeignet“ resümierte die SPD-Bildungspolitikerin Kerstin Geis. Man bemüht sich aus Erfahrung bereits früh um Zusammenarbeit mit den Schulen, um Schülerinnen und Schüler gezielt auf die Anforderungen vorzubereiten. Besonders lobte man dabei seitens des Gewerbevereins die Kooperation mit der IGS Mainspitze.

Lob gab es auch dafür, dass die Hebesteuersatzsatzung der Stadt eine Planbarkeit für Gewerbesteuerzahler bis 2017 gewährleistet (Hebesatz 420). Kritisiert wurde von beiden Seiten aber die Steuersystematik: örtliche Betriebe müssen zahlen, während z.B. große Unternehmen in Internet-Handel in Nordhessen umfangreiche strukturelle Logistik erhalten und ihre Steuern im Ausland entrichten. Für die Gewerbetreibenden ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Unsicher bleibt, ob die Hebesätze über 2017 hinaus gehalten werden können. Thorsten Siehr pflichtete den Wirtschaftsvertretern bei, dass dies die langfristige Planbarkeit gefährdet. „Wenn man dann noch die Auswirkungen der Neuordnung des Kommunalen Finanzausgleich hinzu nimmt, die für Ginsheim-Gustavsburg bisher noch gar nicht absehbar sind, erhöht das nicht gerade die Sicherheit, die Unternehmen hier brauchen“ betonte er. Die Landesregierung fördere mit ihren Entscheidungen die Rahmenbedingungen für die kommunale Wirtschaft in keinster Weise, urteilte Siehr und hob hervor, dass sie vor allem „nicht das grundsätzliche Problem der mangelhaften Finanzierung der Pflichtaufgaben behebt“.