Die SPD hat 2011 bei ihrem Bundesparteitag in Berlin eine Frauenquote von 50 Prozent beschlossen. Listen für die Kommunalwahl 2016 sollen deshalb zur Hälfte mit Frauen besetzt werden. Die Partei bot am Mittwoch im alten Trafohaus einen Abend zum Thema Frauen in die Politik an. 20 Zuhörer, darunter 15 Frauen, informierten sich.
Elke Ferner, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, gab Parteifreundinnen Tipps. Die aus Saarbrücken stammende Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) kritisierte die Benachteiligungen von Frauen. Von 22 Personen in der Bundesregierung seien nur fünf weiblich, davon drei Ministerinnen. Auch in Landtagen seien Frauen unterrepräsentiert. Im Bundestag gebe es Fortschritte, von 631 Abgeordneten seien 228 Frauen, also 36 Prozent. Die SPD-Fraktion habe bereits 40 Prozent Frauen.
Die AsF-Chefin verteidigte daher die Quote: Die Freiwilligkeit hat doch 150 Jahre nichts gebracht. Ferner lobte sie das Projekt Frauen an die Macht von AsF und Jusos. Dort seien Frauen von 25 bis 45 Jahren angesprochen worden.
Landrat Thomas Will (SPD) hatte gegen die geballte Frauen-Power einen schweren Stand. Eine Genossin monierte, dass es im Kreis keine hauptamtliche Politikerin gibt. Will schob das Manko auf den grünen Koalitionspartner. Dieser hätte ja eine Frau als Beigeordnete vorschlagen können. Doch betonte Will als Chef des SPD-Unterbezirks, dass sich schon etliche SPD-Politikerinnen im Kreis durchgesetzt hätten, etwa die Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Rita Schmiele, die Landtagsabgeordnete Kerstin Geis sowie die Bischofsheimer Bürgermeisterin Ulrike Steinbach.
Lieber bei Greenpeace
Will bedauerte, dass SPD-Ortsvereine im Kreis teilweise Probleme hätten, genug Frauen für die Kommunalwahl-Listen zu finden. Es müssten aber auch wieder mehr Männer für die Politik motiviert werden. Heike Blaum (Raunheim) plädierte dafür, junge Frauen in der SPD gezielter zu fördern. Sanaa Boukayeo, stellvertretende Vorsitzende der Kreis-Jusos, betonte, dass junge Frauen oft nicht in Parteien mitarbeiten wollten, sondern lieber Mitglied bei Greenpeace würden. Boukayeo trat 2013 in die SPD ein, weil sie etwas für Migranten tun wollte. Die Quote findet sie gut, weil Freiwilligkeit nichts bringe.
Moderatorin Kerstin Geis fasste zusammen, dass es für Frauen im Haifischbecken Politik schwierig sei. Frauen schätzten politische Inhalte: Sie schrecken aber oft zurück, wenn es um die Macht geht.
Quelle: Main-Spitze (24.07.2015)