
GERNSHEIM. – Vier Pluspunkte für seine Politik und die der SPD im Kreis Groß-Gerau führte Landrat Thomas Will beim Frühlingsempfang der Sozialdemokraten genauer aus. Obwohl für die Wahl am 6. Dezember noch nicht nominiert, hielt der Unterbezirksvorsitzende in Gernsheim seine Auftaktrede zum Wahlkampf um die Spitzenposition im Kreis.
Will steigt in den Ring, weil ich meinen Heimatkreis mindestens weitere sechs Jahre gestalten, als Landrat die SPD im Kommunalwahlkampf unterstützen und danach im Kreishaus weiter Politik betreiben will. Mit den Grünen, wie Will sagte. Mit Blick auf die Leistungsbilanz war er zuversichtlich, von den Wählern bestätigt zu werden.
Bildung sei mehr als 30 Jahre SPD-Thema im Kreis, führte der Landrat unter den Augen seines Vorgängers Willi Blodt aus. Allein in die vier Gernsheimer Schulen seien mehr als 30 Millionen Euro geflossen. Soziale Sicherung werde ebenfalls groß geschrieben: Inklusion muss ein zentrales Thema sein. Thomas Will forderte die Zuhörer auch auf, sich ehrenamtlich für die Flüchtlinge im Kreis einzusetzen.
Das friedliche Zusammenleben, Wills Thema drei, könne immer besser werden. Zu den dafür geschaffenen Voraussetzungen zählte der Landrat das Netzwerk gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Punkt vier: Energiewende. Der Kreis baue Passivhäuser, statte seine Gebäude mit Fotovoltaik-Anlagen aus, mache eine ganze Menge mehr. Dies alles seien Gründe, das Kreuzchen bei der SPD zu setzen und ein paar auch bei den Grünen, damit die Zusammenarbeit weitergeht.
Es ist keine 40 Jahre her, dass noch der Ehemann entschied, ob seine Frau arbeiten dürfe oder nicht. Daran erinnerte Landtagsabgeordnete Kerstin Geis ebenso wie an die Tatsache, dass mit Heide Simonis erst vor 22 Jahren die erste Frau Regierungschefin in einem Bundesland wurde. Auch wenn in Deutschland und Europa in Sachen Gleichstellung der Frau einiges erreicht sei, müsse weiter gearbeitet werden: Die Chancengleichheit ist oft zwar gesetzlich verankert, im wahren Leben wird sie aber nicht wirklich praktiziert. Daher sei die Frauenquote notwendig, um Entwicklungen anzustoßen, Bewusstsein zu schaffen und Chancen zu bieten.
Schwarz-Grün in Hessen gebe kein gutes Beispiel. In der Landesregierung liege der Anteil bei 22,7 Prozent. Und der Gipfel: das für Frauenfragen zuständige Sozialministerium wird von drei Männern geführt, empörte sich Kerstin Geis. Sie beklagte weiter eklatante Unterschiede beim Einkommen oder auch eine geringere Vollerwerbsquote bei Frauen.
Geis machte einen praktischen Vorschlag, der vielleicht ein Ansatz für die SPD Gernsheim beim Kommunalwahlprogramm sein könnte. Weil Haushalt schon immer Frauensache gewesen sei, brauche man ein Gender Budgeting. Das meint die Vorgabe, dass alle Ausgaben der öffentlichen Hand dahin gehend zu überprüfen sind, ob sie Frauen und Männern gleichermaßen zu Gute kommen. In Zeiten knapper Kassen heiße das: Es muss beachtet werden, ob Einsparungen mehr zu Lasten von Frauen oder von Männern gehen, wobei vielleicht auch die Frauenbeauftragte ein Budget zur Frauenförderung bekommen sollte.
Zu Beginn hatte SPD-Ortsvereinsvorsitzender Roland Kramer eine Leistungsbilanz der Partei und, im Einvernehmen mit Fraktionsvorsitzendem Jan Deboy, der kommunalpolitischen Initiativen vorgelegt. Dabei betonte er, dass bei aller Auseinandersetzung die Menschlichkeit und die Achtung voreinander erhalten bleiben müssten.
Anschließend war Zeit für Ehrungen: 50 Jahre halten Nikolaus Gutjahr, Herbert Kudernack, Horst Müller, Kurt Rothenstein und Waldemar Töffke den Sozialdemokraten die Treue. Seit 25 Jahren gehören Tatjana Garcia-Thiel, Marianne Hager, Margit Müller und Sabine Steinbeck der SPD an.
Elias Dahlmann sorgte derweil am Klavier für die richtigen Töne, auch beim gemeinsam angestimmten Brüder, zur Sonne, zur Freiheit.
Quelle: echo-online.de, 12.03.2015